5. Mai 2024

Wundersame Harzreise: Goslar

Im Rammelsberg

Der Rammelsberg ist heute ein Museum (siehe hier). Bei meinem letzten Besuch war ich weniger an den historischen und geologischen Fakten interessiert, vielmehr wollte ich meine ganz persönliche Reise in die Unterwelt starten.

Rammelsberg, Außenansicht

Die erste urkundliche Erwähnung des Bergbaus am Rammelsberg datiert auf das Jahr 968. Der Name Rammelsberg bedeutet vermutlich “der mit Bärlauch bewachsene Berg” oder leitet sich vom italienischen Wort für Kupfer “rame” ab. Dies wiederum verweist auf die Erze, die im Rammelsberg gefunden wurden. Aus ihnen wiederum wurde Gold, Silber, Blei, Kuper und Zink gewonnen. Der Rammelsberg ließ Goslar reich werden. Im Jahr 1988 wurde das Bergwerk wegen weitgehender Erschöpfung der Lagerstätten stillgelegt und ist nun ein Museum, was auch als UNESCO-Welterbestätte gelistet wird.

Eingang Roeder-Stollen

Natürlich waren die von mir gebuchten Führungen “Feuer und Wasser: Der Roeder-Stollen” und “Mit der Grubenbahn vor Ort: Bergbau im 20. Jahrhundert” informativ, aber darum ging es mir ja nicht in erster Linie, zumal ich die erste Führung in der Vergangenheit auch schon besucht hatte. So war ich dann auch wenig überrascht, als ich mit den großen unterirdischen Wasserrädern konfrontiert wurde, von denen das eine sogar, dem beständig hinabtropfenden Mineralien sei Dank, über 200 Jahre alt ist. Im Gegenteil: Ich hatte mich auf die Räder im Untergrund gefreut.

Für mich war dieser Ausflug in den Rammelsberg vor allen Dingen eine Reise in die Unterwelt. “Unterwelt” lässt sich in diesem Fall auch mit dem eigenen Unterbewusstsein übersetzen und so sollte denn der kleine Ausflug in die Bergestiefe zuvörderst Anlass dazu geben, sich mit den Fragen nach den Dingen, die im Leben verdrängt sind, die also in der Tiefe ruhen, auseinanderzusetzen. Diese wollen nämlich wahrgenommen werden, zum einen, weil sie sich, wenn dies eben nicht geschieht, gerne eruptiv in den Vordergrund drängen, und zum anderen, weil sie ja auch Schätze bergen. Diese lassen sich aber nur bergen, wenn Unbewusstes in Bewusstes willentlich transformiert worden ist.

Unser Gästeführer setzte das neuere und dadurch voll funktionstüchtige Rad in Bewegung und so drehte es sich lustig im Untergrund und war für mich, in diesem Moment, weniger ein Wunderwerk der Harzer Wasserwirtschaft, sondern eher ein Sinnbild des Rades des Schicksals, wie es uns auch im Tarot begegnet.

Das Rad des Schicksals widmet etwas um. Etwas, was im Leben gerade noch Dominanz hat, wird umgewälzt. Und das, was oben ist, ist plötzlich wieder unten, was auf einer psychologischen Ebene dazu animieren kann, negative Erfahrungen der Vergangenheit in positive umzuwidmen.

Meine mythologische Reise, so nenne ich diese Art von Ortserkundungen, setzte ich fort, indem ich mich hernach zum Klusfelsen begab. Dieser befindet sich am Rand der Altstadt von Goslar.

Der Klusfelsen

Klusfelsen, Seitenansicht

Wie alle Kultstätten und heiligen Plätze ist auch der Klusfelsen ein energetischer Ort der Kraft. Er übt mehr oder weniger eigentümliche Wirkungen auf die seelisch-geistige Verfassung des Besuchers aus – sofern dieser innerlich dafür empfänglich ist.

Zugleich übertragen sich die Kräfte des Ortes auf den Besucher und laden ihn mit Energie auf.

Wie alle Höhlen ist auch der Klusfelsen dem Weiblichen zugeordnet und wirklich verweist die der Maria gewidmete Kapelle im Felsen auf Mysterienkulte, die vor der gewaltsamen Christianisierung, gepflegt worden sind. Die Göttin Ostara ist uns heute noch im Namen des höchsten christlichen Festes im Jahreslauf überliefert, nämlich Ostern.

Die Kapelle selbst soll, hier berufe ich mich auf Dr. Siegfried Hermerding , den drei Nornen gewidmet worden sein, die den Göttern übergeordnet sind. Dies sind Skuld, Werdandi und Urd. Leider ist die Kapelle nicht frei zugänglich, sodass ich dies nicht überprüfen konnte.

Hier habe ich bereits über einen vergangenen Besuch des Klusfelsen in Goslar geschrieben.

Der Klusfelsen ist ein Ort des abwartenden Schlafens.

Ein solche Ort kann uns daran erinnern, dass, immer dann, wenn ein Transformationsprozess in Gang gesetz wurde, es die Pause, die Ruhe und den Zwischenton braucht. Ein solches Abwarten ist niemals passiv, sonder gestaltet sich durchaus aktiv. Es sind nämlich immer die Zwischenbereiche zwischen Erinnern und Planen, in denen sich unser Leben im eigentlichen Sinne abspielt.

Dem Odin geweiht!

Oberhalb des Klusfelsen befindet sich die Ruine der St. Peters Basilika, die unzweifelhaft auf einem Heiligtum, das Odin geweiht ist, errichtet worden ist. Darauf verweist die Namensgebung.

Überreste der Basilika auf dem Petersberg

Mit diesem Ort ist eine Sage verknüpft, die die Aussage über den “abwartenden Berg” unterstützt und die den Topos der Bergentrückung zugeordnet werden kann.

In der Sage vom Petersberg jedenfalls pflückt ein Mädchen ein blaues Blümlein und hält damit den Schlüssel in den Händen, um den Berg zu öffnen. In einem Saal sitzen silberbärtige Männer an einer Tafel und das Mädchen wird mit einem Becher beschenkt, bevor es voller Furcht zurückflieht. Der Eingang zum Berg ist hernach verschlossen. Das Mädchen hat in der Eile auch die blaue Blume verloren, allein der Becher erinnert sie an ihr Erlebnis.

Die blaue Blume verweist auf den meditativen Zustand, mit dem diese heiligen Orte besucht werden möchten und der uns wiederum, das ist das Wunderbare daran, von diesen Orten auch freigiebig geschenkt werden, vorausgesetzt jedoch, dass wir danach fragen.

Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren

sind Schlüssel aller Kreaturen,

Wenn die, so singen oder küssen,

Mehr als die Tiefgelehrten wissen,

Wenn sich die Welt ins freie Leben,

Und in die Welt wird zurückbegeben,

Wenn denn sich wieder Licht und Schatten

Zu echter Klarheit werden gatten,

Und man in Märchen und Gedichten

Erkennt die ew’gen Weltgeschichten,

Dann fliegt vor einem geheimen Wort

Das ganze verkehrte Wesen fort.

Novalis

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