Es ist wirklich lange her, seitdem ich in die Parallelwelt eines Romanes so lustvoll versunken bin, wie bei der Lektüre von Edith Whartons “Traumtänzer” : zu platt, banal und vorhersehbar ist meist die Unterhaltung, von der man heutzutage überschwemmt wird. Doch genug des Jammerns. Hier verhält es sich nämlich gänzlich anders: Vor dem Hintergrund eines aristokratischen Gesellschaftsportraits wird ein intelligentes Psychogramm einer jungen Frau und ihres ebenfalls mittellosen Ehemannes gezeichnet, das zwischen scharfsinnigen Analysen einer Gesellschaft von gelangweilten Müßiggängern, von deren finanzieller Protektion das junge Paar es vorzieht, abhängig zu sein, die Frage nach der großen Liebe und vor allem dem unvermeintliche Preis des Glückes stellt. “Monumentale” Fragen, die durchaus aktuell sind, werden nicht nur mit Hilfe der leidvollen Erfahrungen der Protagonisten diskutiert, sondern deren Konsequenzen auch an Hand von vielfältigen und durchaus schillernden Nebenfiguren aufgezeigt: Zu welchen Eingeständnissen ist jemand gezwungen, der sich auf die eine oder andere Art verkaufen muss? Führen finanzielle Abhängigkeiten zu einer fast unmerklichen Verweichlichung der eigenen ethischen Überzeugungen? Kann “wahres” Liebesglück Verwerfungen, die uns von der Gesellschaft angetan werden, überwinden oder ist hier eine “vernünftigere” Lebens- und Liebesentscheidung vorzuziehen?
Ohne den Ausgang der Geschichte hier verraten zu möchten, sei nur gesagt, dass ich mir einen anderen gewünscht hätte. Bildet euch aber selbst ein Urteil. Der Roman lohnt sich!