6. Mai 2024

Die größte gotische Backsteinburg der Welt

Auf Wiedersehen, Kolberg!

(Dienstag, 3. Juli) Angesichts der mir bevorstehenden Bahnfahrt habe ich schlechte Laune. Nachdem ich am Bahnhof Kohlberg mich dann ungefähr drei Mal habe versichern lassen, dass ich am richtigen Bahnsteig (Peron) und am richtigen Gleis (Tor) stehe und auch der dort haltende Zug in Richtung Marienburg der richtige sei, sitze ich dann wirklich relativ gemütlich im korrekten Zug. Ein deutschsprechender Herr möchte mir kurz vor der Abfahrt ein christliches Buch verkaufen, ist mir aber auch dabei behilflich mein wirklich schweres Gepäckstück auf die erhöhte Ablage zu verfrachten. Ich fühle mich ihm gegenüber zwar nun verpflichtet, kaufe das Buch aber dennoch nicht.

Der Zug zuckelt dann durch eine von Feldern und Wäldern erst flache, dann, zwischen Slupsk/Stolp und Lebork/Lauenburg zunehmend hügelig werdende Landschaften.

Am Bahnhof von Marienburg/Malbork

In Marienburg angekommen übernachte ich im Bahnhof, was mit 16 € die günstigste Übernachtung meiner Reise darstellt.

Der Bahnhof stammt aus der Blütezeit der deutschen Bahn. Die Halle ist reich verziert und auch der Wartesaal ist im geschichtlichen Ambiente erhalten geblieben. Später werden dort zwei Männer sitzen, die – im stilvollen Ambiente – eines der Fußballspiele der WM verfolgen werden.

Die Pension Noclegi Gemini Dom

Meine Pension liegt direkt im Bahnhofsgebäude. Dazu muss man es durch die Hauptpforte verlassen und eine Nebentür nehmen. Diese finde ich aber nicht allein, weswegen ich die Pension anrufe. Es ist sowieso angeraten, die genaue Ankunftszeit mitzuteilen, da es dort keine Rezeption gibt, die auf Dauer besetzt ist. Eine freundliche Mitarbeiterin holt mich dann vom Bahnhofsvorplatz ab und weist mir den Weg. Nur wenige Minuten später schleppe ich meinen schweren Koffer eine die historische Treppe hinauf.

Das Zimmer ist pragmatisch, aber sauber eingerichtet. Vom Bett aus habe ich Sicht auf die Gleise. Befürchtungen wegen einer etwaigen Lärmbelästigung habe ich jedoch nicht, da ich immer Lärmschutz-Kopfhörer dabei habe. Leider ist nur der Schlafraum renoviert; das Badezimmer ist keine Wohlfühloase und versprüht den Charme der sozialistischen 70er Jahre.

Lust mich hier länger aufzuhalten, verspüre ich also nicht, weswegen ich mich gleich auf dem Weg zur Ordensburg aufmache.

Das, was ich auf dem Weg zur Burg vom Ort sehe, spricht mich nicht sonderlich an.

Die Marienburg

Die Burg dagegen, am Ufer der Nogat, ist imposant, was nicht verwundert, wenn man weiß, dass es sich dabei um die größte gotische Backsteinburg der Welt handelt. Sie wurde vom Deutschen Orden, der innerhalb seines Machtbereichs ingesamt 150 Burgen baute, errichtet.

Dieser gründete sich aus einer Hospitalgemeinschaft für verwundete Kreuzritter heraus. Nachdem viele Ritter ihren Dank für Ihre Genesung durch die Schenkung von Ländereien an die Ordensbrüder zum Ausdruck brachten, verlagerte sich ihr Tätigkeitsfeld nach Mitteleuropa. Im Jahre 1226 bat Herzog Konrad von  Masowien um Hilfe gegen die Pruzzen, einen heidnischen Stamm, der das Gebiet zwischen Weichsel und Memel bewohnte. Der Orden kam diesen Ruf nach und trachteten danach in den eroberten Gebieten einen eigenen Staat zu gründen, dessen Zentrum die von Ihnen errichtete Marienburg war.

Der kleine Teufel zeigt den Weg zur Toilette an.

Die Besichtigung mit dem Audioguide dauert drei Stunden. Da mir die Schließzeit im Nacken sitzt, gönne ich mir keine Rast. Schöner wäre es sicherlich gewesen nach 1 1/2 Stunden im Restaurant eine Pause einzulegen und etwas zu essen, zumal ich später diesbezüglich nicht fündig werde. Die Gastronomiebetriebe in Marienburg sprachen mich überhaupt nicht an, sodass ich schließlich auf ein Essen verzichtete.

Ein Gedanke zu “Die größte gotische Backsteinburg der Welt

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