Im Film “Captain Fantastic” wird interessanterweise auch in der Öko-Idylle der Leistungsgedanke mit strukturierter Tagesordnung niemals aufgegeben , sondern perfektionisiert. Die Beschulung durch die Eltern in der Naturidylle ist dem Lernergebnissen an staatlichen Schulen haushoch überlegen, was, nachdem die Wildnis notgedrungen verlassen werden musste, beim Zusammentreffen mit den von der Trash-Kultur infizierten Sprößlingen der Verwandtschaft deutlich wird. Die Kinder von “Captain Fantastico” zeigen sich, in der Konfrontation mit dem schrillen-amerikanischen Kapitalismus, zwar autistisch-nerdhaft und deshalb für den Zuschauer ungewollt komisch, sind aber durch die vom Vater vorausgegangene praktizierte Willensschulung, die sie an der felsigen Steilwand lehrte, ihre eigenen körperlichen Grenzen zu überschreiten, vor allen zivilisatorischen Gefahren gefeit. Sie haben quasi, durch die Schulung in der Wildnis, übermenschliche Fähigkeiten erlangt. (Warum muss ich dabei bloss an Louis Trenker denken?)
“Captain Fantastic'” arbeitet so dem zu, was er vordergründig vorgibt zu kritisieren. Der Film suggeriert durch seinen Titel, dass er einer bizarre Aussteiger-Romantik frönt, in der Tat zeigt er aber deutlich, dass der gegenwärtige Zeitgeist keinen Platz mehr für Hippies kennt. Eine libertäre Ideologie, ganz im Sinne von Ayn Rand, wird gefrönt, die wohl, angesichts der globalisierten Verwerfungen, das Überleben des von Abstiegsängsten geplanten Mittelstandes sichern soll.
Der Film endet dann auch schlussfolgernd im IKEA-Einfamilienhaus, wo Captain Fantastic und seine Kinder ein geordnetes Leben finden, jedoch das in der Wildnis praktizierte Homeschooling beibehalten.