5. Oktober 2025

Erholung im Neofeudalismus, 2. Teil: Das Moor!


Ich muss gestehen, dass ich nicht gerade die Expertin in Sachen Moor bin. Um dies ein wenig zu ändern, habe ich an der Führung des Naturparks Steinhuder Meer teilgenommen.  

Gleich zu Anfang wurde ich dabei  an die gegenwärtige Wirtschaftskrise erinnert, schließlich kann das Moor stellvertretend für die momentane gesellschaftliche Lage in Deutschland stehen.  Und dazu braucht es nicht allzuviel Phantasie!

1. Erst einmal ist das Moor eine matschige und schlammige Angelegenheit. Methan-Gase werden vom Moorboden gespeichert und entweichen von Zeit zu Zeit, was Blasen an der Oberfläche ergibt. Das stinkt! Meine Kinder hatten  zumindest viel Spaß dabei.

Moor

2. Bedingt durch den ständigen Wasserüberschuss – hervorgerufen von Niederschlägen oder Mineralbodenwasser – können die Pflanzenreste  nicht abgebaut werden. Auf dieser “unsicheren” Schicht lässt sich dann das Sumpfmoos nieder, wodurch das Moor  letztendlich ca. 1 Millimeter im Jahr wächst.  Dann kommen noch andere Pflanzen hinzu, zum Beispiel der Faulbaum oder der fleischfressende Sonnentau.

Wenn ich das Sumpfmoos stellvertretend sehe für das Rettungspaket der Bundesrepublik  oder aber für all diejenigen, die erneut das Lob des Neoliberalismus singen, wird letztendlich auch deutlich, wo die Gefahr liegt. Die Moorfläche sieht zwar angenehm grün aus (und die Farbe Grün steht ja bekanntlich für die Hoffnung), darunter verbergen sich aber die sauerstoffarmen Moderschichten.

Hier hält H.  Köster vom Naturpark Steinhuder Meer  besagtes Moos in den Händen:

moor2

 

3. Die unvollständigen Überreste der Pflanzen ergeben Torf, was wiederum  traditionell ein geeignetes Brennmaterial darstellt. Und wenn ich jetzt mal bei meinem kleinen Vergleich bleibe, dann sind eben die momentanen Rettungsaktionen für die neofeudale Klasse auch nichts anderes als ein kurzes, wärmendes Feuer, bei dem auch   die kurzarbeitenden Lohnabhängigen eine kurze Zeitlang (wohl bis zu den bevorstehenden  Wahlen!) partizipieren können. Dies noch gekoppelt mit der Abwrackprämie, mit der Deutschlands liebstes Spielzeug – das Auto – promotet wird,  wirkt das wie das Flüstern der Mutter zum schreienden Kleinkind: “Alles wird gut!”  Das ist so beruhigend.  Im Moor gibt es dafür übrigens die Rauschbeere.

4. Auf diese Art und Weise wird aber “nix” gut.  Beim Moor sollte nach dem Torfabbau die Renaturierung  folgen, und die kostet richtig Kraft und Zeit.  Oder soll unsere Gesellschaft in Zukunft so aussehen?

 moor3

Falls ihr Lust auf eine Moorführung bekommen habt  (ganz ohne politische Parabel, dafür aber mit vielen Infos zum schützenswerten Lebensraum Moor) , schaut hier: //www.naturpark-steinhuder-meer.de/fuehrungen/fuehrungmoor.htm 

 

2 Gedanken zu „Erholung im Neofeudalismus, 2. Teil: Das Moor!

  1. Na, das sehe ich anders! Autos in der heutigen Form sind überholte Technologie, die nicht unterstützt gehören. Städte sollten autofrei sein und da, wo individualisierte Fortbewegung nicht zu vermeiden ist, sollte auf Elektro-Autos gesetzt werden, die sich selbstverständlich mit erneuerbaren Energien aufladen. Eine Abwrackprämie wäre damals für Fahrräder weitaus günstiger gewesen und hätte auch “alle” Bevölkerungsteile angesprochen.

    Zur Lage der Nation: Dass die Finanzkrise in Deutschland “scheinbar” abgewendet wurde, ging nur aufgrund von einer Exportnachfrage (die wiederum nicht auf Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet war). Dies ist aber ein “vorläufiger” Zustand. Bald werden die Schwellenländer nicht mehr auf Importe aus Deutschland angewiesen sein und stattdessen – ohne Rücksichtnahme auf ethische und ökologische Kriterien – billig (und auch billiger) als Deutschland produzieren. Da, wo sie noch keine Konkurrenten sind, werden sie zu solchen werden und langfristig werden sie uns “überholen”.

    Gleichzeitig gibt es keine “gewachsene” Binnennachfrage in Deutschland, wenn ich mal von besagten neofeudalistischen Schichten absehe, die sich die Bäuche mit unsinnigen Luxusgütern vollschlagen können, während der Rest der Bevölkerung zum Claqeur verkommt. (Zwar wird immer im Dezember vom super Weihnachtsgeschäft geschwafelt, die Zahlen werden aber regelmäßig spätestens im Februar revidiert!)

    Die schleichende Inflation in Deutschland ist ein “Upgrade” nach unten, wo wir uns in Deutschland – eben nur unter großen Verlusten an das aufsteigende Niveau der Schwellenländer anpassen, das wiederum mit unglaublichen ökologischen und menschlichen Schäden erkauft wird.

    Und die sogenannten “Entwicklungsländer”: Die Bodenschätze Afrikas werden beispielsweise an die Krake China verkauft. Landwirtschaftlich produziert wird hauptsächlich für den Export und die Preise der importierten Lebensmittel werden höher und höher. Kein Wunder, dass da so manch einer die gefährliche Reise über den Ozean nach Europa wagt.

    Gleichzeitig ist der “Euro” am Ende. Ein Ausstieg ist aber nur unter unvorhersehbaren Verlusten möglich, weswegen ständig “Rettungspakete” geschnürrt werden. Darüber hinaus sind wir innerhalb der Euro-Zone mit schwelenden Konflikten (Migrationen, Prekariat, …) konfrontiert, die solange die Gefahr beinhalten, zum latenten Bürgerkrieg zu werden, wie sie von der Politik nicht wahrgenommen werden will und keine Gegenmaßnahmen (die wiederum Geld kosten würden) getroffen werden. Unsere Zukunft (zumindest für die Städte) lässt sich schon in den Banlieuses Frankreichs besichtigen, während sich auf dem Land – ganz klammheimlich – die rechten Gegenkräfte formieren und ihre Kinder in Survival-Camps ausbilden – für eine Zukunft, die ich eigentlich in dieser “absehbaren” Form nicht erleben möchte.

    Die Zukunft Deutschland liegt in der Verabschiedung vom “Wachstums”-Wahnsinns-Gedanken. Wir haben die Folgen der Industrialisierung erlebt. Wir haben die Ideale der Aufklärung entwickelt und jetzt können wir ein ökologisches Vorbild für die Welt werden. Ansonsten rate ich jedem (erinnert euch an den Bestseller des Jahres 1985 von Hoimar von Ditfurth!): So lasst uns denn ein Apfelbäumchen pflanzen!

  2. Auch, wenn es seinerzeit massenhaft Kritik gab. Die Abwrackprämie hat sich als richtig erwiesen. Und die deutschen Hersteller haben einfach Glück, dass der zurückgegangene Absatz in Deutschland daraufhin durch Zuwächse in den USA und in China mehr als ausgeglichen werden konnte.

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