Durch Zufall bin ich auf das Künstlerhaus in Lemgo aufmerksam geworden und gleich hingefahren. Deshalb kann ich euch hier mit einigen Bildern aus dem Haus und dem angrenzenden Museumsbereich erfreuen.
Das Haus wurde von Karl Junker (1850 -1912) errichtet.
Bis zu seinem Tod führte Junker ein zurückgezogenes Leben, lebte nur für die Arbeit an seinem Haus und verzierte es mit Tausenden von geschnitzten Profilleisten.
Unzählige figürliche und ornamentale Holzreliefs, einander umarmende Paare, christliche Motive oder einfach nur Buckel oder Knorpel überziehen wie ein engmaschiges Netz Außenwände, Vertäfelungen, Bodendielen, Decke und sogar die Treppenstufen. Mit feinen Pinselstrichen akzentuierte Junker Details, fügte in Medaillons farbenfrohe Szenen ein und bemalte die Außenwände in Rot-, Gelb- und Blautönen. Auch die Möbel fertigte er selber an und verzierte sie ebenfalls mit überbordenden Schnitzereien, die ein Eigenleben zu führen scheinen. (Taschen, Angelika (Hrsg.): Fantasy Worlds. Köln 2007, S. 64)
Das ganze Haus erinnert mich an die Architektur Gaudís (die ich allerdings leider noch nicht persönlich gesehen habe), wenngleich Junker niemals den gleichen Bekanntheitsgrad erreicht hat. Das ist letztendlich nicht zu verstehen (oder zeigt, dass Qualität und Originalität nicht per se ein Publikum finden), hat Junker doch im Haus eine eigene, fantastische Welt geschaffen, die Romanik-, Gotik-, Renaissance-, genauso wie auch Jugendstil- und Expressionismus-Elemente, zu einer eigenen Formsprache komponiert und weiterentwickelt. Funktionalität wird hier von fulminanten Ornamenten überlagert, Naturelemente gehen ein in eine allegoristisch-individuell-mythologische Welt.
Das ist absolut faszinierend. Junker hat hier schließlich eine eigene Parallelwelt erschaffen, die bemüht war, den “rechten Winkel” zu vermeiden und so auch als ein Pamphlet für eine am Menschen orientierte Kunst und Architektur aufgefasst werden kann und somit immer noch eine zeitgemäße (wenn auch zumeist ungehörte) Botschaft vertritt.
Ursprünglich waren die Holzmaterialien bunt bemalt, teilweise sogar mit Metallfarbe überzogen. Das Junkerhaus war also niemals so “düster”, wie es uns heute erscheinen mag, zumal Junker auch bemüht war, möglichst viel Außenlicht in das Haus eindringen zu lassen. Außerdem war es in eine Gartenlandschaft integriert, freistehend auf einem Hügel stehend, mit einem Blick in die Landschaft versehen. Leider steht es jetzt inmitten von einer Bebauung, sodass dieser ursprüngliche Eindruck von den Besucher/innen nur mit ein wenig Fantasie konstruiert werden muss.
Nichtsdestotrotz schaut es euch an, lasst es auf euch wirken und euch so für ein ästhetisches Leben inspirieren.
Hier seht ihr erst einmal meine kleine Diashow, die euch zumindest einen kleinen Eindruck vermitteln kann: