Ein künstlerischer Reibungsversuch. 1. Teil
Der Ausgangspunkt: SCHOCKSTARRE
Wir sind von einer bildnerischen Reizüberflutung umgeben. Gerade in den sozialen Netzwerkseiten werden wir von bunten Bildern überschüttet, die – so erscheint es mir zumindest – vom Publikum, umso mehr mit „Gefällt mir“ belegt werden, umso mehr Klischees bedient werden.
Was ist aber ein Klischee?
Es gibt keine eindeutige Definition.
Es erscheint abgedroschen und beliefert uns mit süßlichen Bildern, die wir schon viel zu häufig gesehen haben.
Ein “Klischee” bezeichnet nicht nur die vielen vermenschlichten Tierbildchen bei Facebook und Co. Vielmehr geht der Ausdruck “Klischee” über den reinen Bezug auf Bilder oder Einrichtungsgegenstände hinaus. Es ist ein eingefahrenes Denkschemata, eine schreckliche Schablone, die vom Rezipienten noch nicht einmal bewusst gewählt wird, die vielmehr das eigene Bewusstsein verklebt wie eine süßliche Fliegenfalle und uns kaum erkennen lässt, was sich hinter der gesellschaftlich vermittelten Abgedroschenheit noch an anderen, fremden (und befremdenden) Bildern in der Tiefe unseres Bewusstseins verbergen mag.
Niemand ist vor dem Klischee sicher: auch ich nicht. Selbst wenn wir intellektuell darüber reflektiert haben, können wir uns der Macht der Klischees nicht entziehen. Es lebe der Gartenzwerg!
In der Werbung wird gerne mit Klischees gearbeitet. Das wissen wir alle: Die immer gleichen Bilder werden bis zum Exzess wiederholt und hämmern sich so in unser Unterbewusstsein ein. Umso unbewusster wir sind, umso mehr erlangen diese Bilder Macht über uns, kommandieren uns und raunen uns zu, was wir zu mögen haben.
Absolute “Mindcontrol” wird da ausgeübt (doch von wem?). All das, was wir nämlich immer wieder sehen, hören oder schmecken, das gefällt uns auch.
Einfachste Psychologie ist dies, die da im medialen Öffentlichkeitsraum praktiziert wird, um uns zu manipulieren und letztendlich Geld, was hier im Lande gleichbedeutend mit Einfluss ist, zu akkumulieren.
Wir selbst merken dabei kaum, dass wir die Photoshop-Menschen der Plakatwände schon längst als Ideal übernommen haben und dies der Grund dafür ist, dass uns unsere Mitmenschen so schrecklich unperfekt und häßlich vorkommen: unvergleichlich! Und damit wir selbst in den Reihen der Poser der virtuellen Welt bestehen können, konsumieren wir, was die Kreditkarte hergibt – kaufen Cremes, unterziehen uns Schönheits-OPs, kaufen levitiertes Wasser, gehen ins schicke Frauen-Fitnesscenter und was dergleichen (Un)sinn noch mehr ist.
Frappierenderweise werden zum Opfer dieser Manipulation nicht nur verstandesmäßig unterbemittelte Menschen, sondern letztendlich wir alle. Und selbst dann, wenn wir behaupten, davon frei zu sein, ist das eventuell nur eine Illusion, die von unserer nächsten (gerne auch “alternativen”) Konsumentscheidung widerlegt wird.
Dennoch sind wir uns unumstößlich sicher: Wir sind in unseren Kaufentscheidungen autark und Achselhaare bei Frauen sind einfach unästhetisch! Als Multiplikatorinnen geben wir nun die unterschwelligen und dreisten Botschaften der Werbeindustrie an unsere Mitmenschen weiter und tragen dazu bei, dass sie zu unumstößlichen Klischees werden. Unsere Welt kapitalisiert sich immer mehr. Es ist kalt geworden in Deutschland.
Deshalb fordere ich: Freiheit für den Gartenzwerg!