Kein Tagebuch im klassischen Sinne – eher ein Echo-Raum.
Hier sammle ich künstlerische Spuren, poetische Splitter, Zitate und kleine Wahrnehmungszeichen, die sich (noch) nicht zu einem großen Text fügen, sondern erst einmal für sich stehen wollen.
***21. September 2025***
Heute, zur Herbsttagundnachtgleiche, war ich einmal wieder beim kleinen Quellheiligtum in der Eilenriede.
Auf dem Brunnenstein steht geschrieben
FONTI INEST NUMEN
HOSPES VENERARE LIQUOREM
Übersetzt bedeutet dies:
In der Quelle wohnt eine göttliche Kraft.
Fremdling, verehre das Wasser!
Mehr zu “Heiligers Brunnen” läßt sich hier erfahren..
***17. August 2025***

In einem Brief an Richard Wagner vom 13. Mai 1868 schrieb Ludwig II.:
“Ich habe die Absicht, die alte Burgruine Hohenschwangau bei der Pöllatschlucht neu aufbauen zu lassen im echten Styl der alten deutschen Ritterburgen und muß Ihnen gestehen, daß ich mich sehr darauf freue, dort einst (in drei Jahren) zu hausen; mehrere Gastzimmer, von wo man eine herrliche Aussicht genießt auf den hehren Säuling, die Gebirge Tyrols und weithin in die Ebene, sollen wohnlich und anheimelnd dort eingerichtet werden. Sie kennen ihn, den angebeteten Gast, den ich dort beherbergen möchte; der Punkt ist einer der schönsten, die zu finden sind, heilig und unnahbar, ein würdiger Tempel für den göttlichen Freund.
Auch Reminiszenzen an Tannhäuser (Sängersaal mit Aussicht auf die Burg im Hintergrund) ud Lohengrin (Burghof, offener Gang, Weg zur Kapelle) werden Sie dort finden: In jeder Beziehung schöner und wohnlicher wird diese Burg werden als das untere Hohenschwangau, das jährlich durch die Prosa meiner Mutter entweiht wird. Sie werden sich rächen, die entweihten Götter, und oben weilen bei uns auf steiler Höh‘ umweht von Himmelsluft.“
Gefunden habe ich dieses Zitat von König Ludwig II. bei Jürgen Schrader: Die alte Burgruine bei der Pöllatschlucht, Norderstedt 2019, S.2.
***01. Juli 2025***
Im Hitze-Sommer. Und dennoch keine Zustimmung zur Klima-Liturgie, die Hans Jonas’ “Furcht” zur Dogmatik einer apokalyptischen Klima-Religion erhoben hat.

***29. Juni 2025***
Gestern erst im Sprengel Museum Hannover gewesen und an einer französischsprachigen Führung zur abstrakten Kunst teilgenommen. Ich dachte, wenn ich mich selbst im Thema auskenne, ist es leichter den Ausführungen zufolgen, zumal sie sich ja auf “tableuxs” beziehen. Das hat auch geklappt. Da meine Sprachkenntnisse eher mager sind, konnte ich mich an Gesprächen leider nur spärlich beteiligen, aber das kann sich ja noch entwickeln.
Danach bin ich noch zum Staudengrund am Maschsee gelaufen, um ein paar Fotos für mein Zarathustra-Kunstprojekt zu schießen. Leider waren die entspannten Liegesessel dort alle von Liebespaaren besetzt. Es sei ihnen gegönnt.
Heute: Butoh in der Kirche der Stille: Bewegungsmeditationen, Tuch über dem Kopf – bei 26 Grad – und Verweise auf japanische “Meister”. Ein Raum, der Tiefe versprach, doch nach Didaktik und Devotion roch.
Kein Ritual, keine Frage, kein Mythos – nur formgewordene Absichtslosigkeit.
Vielleicht war das Heiligste an diesem Tag mein eigener Zweifel.😀
*** 13. Juni 2025 ***
Heute Mittag bin ich bei einer Modenschau von Heranwachsenden gelandet – ein Schulprojekt einer berufsbildenden Schule. Ich war nur kurz dort. Ich merkte schnell, dass mich die Unsicherheiten der Jugendlichen ebenso nicht mehr erreichten wie die weitgehend vorhersehbare Mode, die kaum etwas Eigenes erzählte.
Vielleicht habe ich zu früh abgebrochen – möglicherweise kam das Besondere erst später.
Ein Kleid jedenfalls blieb mir in Erinnerung: ungewöhnlich, mit Haltung.
Am Samstag fahre ich – trotz angekündigter großer Hitze – noch einmal nach Halberstadt.
Ich war vor etwa zehn Jahren schon einmal dort.
Damals begann meine Wanderung im Landschaftspark Spiegelsberge. Hier ist der Text von damals.
Der Ort ruft wieder. Morgen wird es anders sein.
*** 9. Juni 2025 ***

Ein Liniennetz im Blau,
ein zerrissener Gedanke,
ein Vogelprofil im Aufbruch.
(Skizzenhaft: Mythopoetische Spurensuche am Maschsee.)