Gestern war die Wildfrauenhaus-Wandergruppe im Elm. Wir orientierten uns dabei an folgender Wanderbeschreibung, deren Trackingdaten ich auf mein GPS-Gerät aufspielte.
Von Königslutter aus ging es los.
Vom geomantischen Gesichtspunkt aus gesehen, kam es uns vor, als ob sich die ganze Stadt unter einer Art Käseglocke befinden würde, die verhindert, dass sie in ihre eigentliche Energie (zurück)finden könnte. Eine ähnliche Beobachtung – wenn auch nicht ganz so dramatisch – wie in Königslutter, hatte ich bereits früher in Rehburg machen dürfen. Beide Orte haben die Gemeinsamkeit, dass sie große psychiatrische Kliniken aufweisen und ich fragte mich, ob die “dunklen Wolken”, die die Patienten mitbringen und die Überforderungen, die sich dadurch für die behandelnden Menschen ergeben, sich wie ein grauer Schleier über einem Ort legen könnten? Und wenn dies so ist, dann würde es dafür sprechen, solche Kliniken im überschaubaren Rahmen zu belassen und nur an Orten zu platzieren, deren “Seele” noch so heil ist, um diese Energien transformieren zu können, ohne selbst dabei “gedeckelt” zu werden bzw. dringend geomantisch-inspirierte Ausgleiche zu erschaffen.
Mich würde an dieser Stelle auch interessieren, wie andere geomantisch fühlende Menschen dies sehen. Habt ihr Erfahrung mit ähnlichen Orten gemacht? Teilt ihr meine Einschätzung oder würdet ihr widersprechen?
Der Dom jedenfalls ist von den “sedierten” und um sich greifenden Energien Königslutters (noch) nicht betroffen und überwältigt mit seiner Innenbemalung der vorletzten Jahrhundertwende.

Dieses Tor an der Nordseite befindet sich auch auf dem 10-Euro Schein.
Betreten haben wir den Dom jedoch durch das Löwenportal. Ein Blick auf das Jagdfries der Ostfront, wo zwei Hasen einen Jäger malträtieren, versäumten wir leider. Dafür spielte gerade die Orgel und lud zur Kontemplation ein.
Lothar III von Süpplingenburg, Großvater von Heinrich. d. Löwen, wandelte das seit dem 11. Jahrhundert bestehende Augustinerinnenstift in ein Benedektinerklosters und baute auch das bestehende Kirchengebäude um.
Der als “Friedenskaiser” betrauerte Herrscher wurde im Dom begraben.
Nachdem wir den Dom verließen, hielten wir uns links, passierten diverse Gewässer, darunter auch den “Anstaltsteich”, und erreichten so das Waldgebiet des Elm.
Leider führte uns der verschlungene Waldweg direkt an der Straße entlang, die darüber hinaus von Motorradfahrern stark frequentiert war. Waldesruhe kam so nicht auf. Darüber hinaus zeigte das GPS-Gerät irgendwann an, dass wir von der vorgesehenen Route abwichen und lieber den höher gelegenen Parallelweg nehmen sollten, der auch Ruhe vor der Straße entsprach.
Nachdem wir uns dann durch einen wenig einladenden Wirtschaftsweg mit tiefen Schlammfurchen gequält hatten, erreichten wir den vorgesehen Weg, der als solcher nur noch mit großer Fantasie zu erkennen war. Anscheinend war er “außer Betrieb” genommen, um Kosten zu sparen und den Wald ganz der Holz-Wirtschaft zuzuführen. Wir wissen es nicht. Ärgerlich war es schon, denn letztendlich war der einstige Weg so mit Gestrüpp künstlich “verwildert” worden, wohl, um jegliche Erinnerung der einheimischen Bevölkerung an ihm auszumerzen und so eine weitere Benutzung und Haftung zu verhindern, sodass wir wieder zum ungeliebten Straßenpfad zurückkehren musste. Irgendwann kam dann ein Schild mit Grüßen vom Forstamt und der Telefonnummer des Ansprechspartners H. Strauch (Nomen ist Omen), bei dem man sich beschweren könne. Wir sahen davon ab und gingen weiter durch diesen unwirtlichen Wald, der ganz und gar in die forstwirtschaftlichen Hände der Gewinnmaximierung gefallen zu sein scheint.
Vielleicht – so denke ich mir – ist das ja die Zukunft unsere Wälder! Einige wenige werden zum Naturschutzgebiet erklärt und völlig für den Wanderer gesperrt sein; die meisten jedoch werden nur noch ökonomisch genutzt und deshalb – mit ihren furchtbaren Wirtschaftswegen – unpassierbar werden. Monokulturen erfreuen das Wandererherz nicht. Der “schöne” Rest wird zur touristischen Nutzung mit High-Speed-Event-Sport freigegeben und privatisiert. Wahrscheinlich müssen wir dann dafür Eintritt bezahlen, dass wir die Mountain-Bike-Rennstrecke befahren dürfen. Und hinter jedem Baum steht eine Devotionalien-Bude mit Plastik-Rehkitzen “Made in China”, derweil das Eventteam zum “Filzen im Wald” aufruft.
Doch soweit ist es glücklicherweise noch nicht und vielleicht irre ich mich ja auch mit meiner düsteren Zukunftsschau.
Wir jedenfalls erreichten schließlich das neugotische Denkmal des Tetzelsteins und hielten es irrtümlich für den eigentlichen Tetzelstein, der sich allerdings 100 Meter entfernt von ihm befinden soll. Leider informierte uns kein Hinweisschild darüber, sodass “im Nachgang” erst heute angemerkt werden muss, dass wir ihn auf diese Art und Weise verpasst haben. Überhaupt war die Beschilderung – euphemistisch gesprochen – auf der Wanderung verbesserungswürdig. Eindeutig scheint der Trend zu Plaketten zu gehen, die irgendwelche “Rundwege” und “Zielwanderungen mit Buchstaben- und Zahlenkombinationen kennzeichen, nützlicher wären aber in der Tat diese altmodischen Pfeilschilder, die noch Ortsangaben aufweisen und die wahrscheinlich finanziell als “zu teuer” von der Finanzverwaltung eingeschätzt werden.
Beim Denkmal gab es einen kleinen Waldgasthof, der zum Weizenbier einlud, zumal die Sonne gerade lachte. Der eigentlich historische Teil wurde dabei nicht bewirtschaftet, stattdessen standen die Bänke sozusagen “auf der Straße”.
Aufgrund der Beschwerlichkeiten der Wegführung wanderten wir vom Tetzelstein nicht mehr – wie ursprünglich von uns geplant – zur Schuunterquelle und dann nach Königslutter, sondern über einen kleinen Umweg direkt zum Dom zurück.
Dabei erfreuten wir uns eines Bärlauchfeldes.
In Königslutter begegnete uns noch Till Eulenspiegel, der ja bekanntlich in Schöppenstedt, einem Nachbarort von Königslutter, beheimatet war und der uns noch heute zum wachsamen Protest aufruft.
Eine Schlusseinkehr dauerte, aufgrund des reichhaltigen chinesischen Buffets, länger als geplant. Die Rückfahrt wurde durch einige angetrunkene Rückkehrer der Magedeburger Demonstation “Gemeinsam Stark-Deutschland” unterhaltsam, derweil die DB in Braunschweig ihre Kunden ausschließlich (sic!) mit Informationen in arabischer Mundart versorgte.