Da, wo einst um Fruchtbarkeit gebeten wurde, wo sich also alte Quellen ihren Weg an die Erdoberfläche bahnten, an solchen heiligen Orten wurden gerne Klöster und Kirchen gebaut. Heidnische Kultplätze wurden auf diese Art und Weise christlich überspielt. Darüber hinaus – auf einer ganz und gar pragmatischen Ebene – stellten die Quellen auch die Wasserversorgung der christlichen Niederlassungen sicher.
Zwei solcher Orte besuchte ich mit einem Freund letzten Sonntag, wobei der Fokus nicht nur auf den Quellen, sondern auch auf den Sakralbauten lag. Dies waren die Quelle in Lampspringe mit Kloster und die Roswithaquelle in Bad Gandersheim. Diesmal wanderten wir nicht, stattdessen wurde alles mit dem Auto angefahren. Jedoch sind die beiden Orte durch den 12 km langen Skulpturenweg, der auf einer ehemaligen Bahntrasse angelegt ist, miteinander verbunden, sodass ich mir zumindest vorgenommen habe, die Gegend noch einmal zu besuchen, um sie “zu Fuß” zu entdecken.
Das ist die Lamequelle in Lamspringe. Sie wird von vier Lindenbäumen, die der Göttin Freya zugeordnet werden, bewacht, Eine steinerne Treppe führt hinab zum Wasser.
Gleich neben der Quelle befindet sich ein Kloster, was nach den Feldzügen Karls des Großen von Benediktinerinnen gegründet wurde. Dieses Kloster war eines der reichsten dotierten Klöstern in Niedersachsen, fand dann aber durch Fehden ab dem späten 14. Jahrhundert, Brand, Reformation, Gegenreformation und Dreißigjährigem Kriegs seinen Niedergang. Der Bischof übergab das Kloster schließlich den sogenannten “Schwarzen Benediktinern”. Diese wurden – nachdem sich die anglikanische Kirche in England ausgebreitet hatte – von der Insel vertrieben. Diese führten in der Zeit von 1670 bis 1731 einen neuen Kloster- und Kirchenbau durch.
Wir genossen dort eine ambitionierte Klosterführung, die bei der Touristikinformation Lamspringe angemeldet werden kann.
Beim Betreten der ehem Klosterkirche St. Hadrian und Dionysius fallen sofort die vielen Barockaltäre auf, was die Vermutung nahelegt, dass hier im Schnellverfahren Priester ausgebildet wurden, um sie dann “im geheimen Auftrag” nach England zurückzuschicken. Sie sollten dann vermutlich die vom Katholizismus abgefallenen Schäfchen wieder in den Schoß der Kirche zurückholen.





















Nach dieser umfangreichen Besichtigung ging es weiter zur Roswithaquelle in Bad Gandersheim.
Sie wurde benannt nach Roswitha (eigentlich Hrtosvit) von Gandersheim und liegt unterhalb der Klosterkirche Brunshausen. Das ehemalige Benedektinerinnenkloster wird nicht mehr sakral genutzt und beherbergt mittlerweile nicht nur ein Museum, sondern auch ein Café, ein Gästehaus und einen Kunstkreis. Kultur als Gesamt-Wohlfühlpaket sozusagen.
Gleich neben dem Quellbecken befindet sich eine skurrile Skulpturen Sitzgruppe, die zum Fotografieren einlädt.
Das Kanonissenstift wurde 852 von Liudolf, dem Stammvater und Namensgeber der Liudolfinger, und seiner Gemahlin Oda gegründet, nachdem sich die Liudolfinger schon am Ende des 8. Jahrhunderts Karl d. Großen und somit dem Christentum angeschlossen hatten. Die Stiftskirche ist eine Basilika in romanischer Bauweise.
Das barocke Grabdenkmal für die Äbtissinnen Christina († 1693) und Maria Elisabeth († 1713) von Mecklenburg zeugt vom barocken Totenkult und ließ mich ein wenig erschauern.
Weitere Impressionen aus der Stiftskirche:




Zum Abschluss gab es noch einen kleinen Rundgang durch Bad Gandersheim.







