Gestern besuchte die Wildfrauenhaus-Wandergruppe Bad Sachsa.
Vom Bahnhof wanderten wir in den Kurbezirk, wo wir – ausgehend von der Touristinformation – den Rundwanderweg 1 folgten. Dieser führte uns am Pädagogium vorbei zum Hermann Löns-Denkmal, was doch recht unscheinbar in der Hecke versteckt aufgestellt ist, sodass wir es erst suchen mussten, zumal die nebenstehenden Bänke, was verwirrend ist, vom Denkmal wegweisen. Dann ging es hinab ins Borntal, wo wir auf einem ziemlich absurden Ort trafen. Nicht nur, dass die teilweise genutzten und teilweise maroden Gebäude des Kinderheimes, auf eine spannende Geschichte zurückblicken, wurden schließlich die Kinder der Attentäter auf Hitler vom 20.07.1944 interniert und auch Werner von Braun war hier untergebracht, als er im nahegelegenen Nordhausen an der Entwicklung der “Wunderwaffe” V2 arbeitete, sondern auch, dass die zwischen den Gebäuden aufgestellten Campingfahrzeuge und Zelte, die bizarre Atmosphäre eines Nicht-Ortes versprühten und uns durchaus zu faszinieren verstanden. Nun wurden wir leider von einem Camper-Pärchen so dermaßen misstrauisch beäugt, dass der “böse Blick” dagegen ein Kinderstreich zu sein schien, sodass wir uns in unseren Entdeckungen der düsteren Häuser etwas eingeschränkt fühlten. Nichtsdestotrotz gibt es hier nun ein paar Lost-Place Fotografien von mir und meinen Mitwanderinnen zu sehen; weitere Informationen zum Ort lassen sich – unter einer reißerischen Überschrift – , die eher an die Bild-Zeitung als an den Spiegel denken lässt, hier nachlesen.









Vor dem Eingang des Campingplatz weist ein kleines blaues Schild auf die geschichtlichen Gegebenheiten hin.
Ein kleiner Exkurs sei mir gestattet: Die auf Veranstaltung der neuen Opposition oftmals zu sehende Flagge im rot-schwarz-gelben Design, die sogenannten Wirmer-Flagge, verweist übrigens auf eben dieses Attentat. Insofern ist es wenig verständlich, dass die Presse Veranstaltungen, bei denen solche Symbole des Widerstandes gegen den historischen Nationalsozialismus gezeigt werden, gerne dümmlich mit dem Nazi-Bann belegt.

Traurig sind solche Verwerfungen der Gegenwart, die kritische Stimmen mundtot machen sollen, und so trieb es uns zurück in die Romantik des deutschen Waldes. Ein Warnschild informierte uns jedoch nun darüber, dass der um 1900 angepflanzte Buchenwald kameraüberwacht ist. Erstaunt mussten wir auf diese Art und Weise feststellen, dass Orwells Dystopie “1984” schon längst von der Realität überholt worden ist. Der Wald, so scheint es, ist nicht länger ein Ort des Rückzuges!
An der Moseberghütte wanderten wir vorbei und erreichten wieder unseren Ausgangspunkt, das Pädagogium, wo mittlerweile eine Veranstaltung stattfand, deren Bratwurst-Duft uns, an der historischen Turnhalle vorbei, auf das Gelände trieb. Auch hier ernteten wir merkwürdige Blicke (Vielleicht lag es an unserer Wanderbekleidung?) und mussten leider feststellen, dass es sich nicht, wie von uns vorab vermutet, um einen Tag der offenen Tür, sondern vielmehr um eine geschlossene Gesellschaft handelte, die wir nicht stören wollten. An der regulären Eingangspforte informierten wir uns darüber, dass es sich um eine Absolventenfeier handelte und entschlossen uns, anstatt bei Bratwurst und Bier die kleine Wanderung abzuschließen, noch die vom Tourismusbüro Bad Sachsa vorgeschlagene Rundwanderung 2 zu absolvieren.


Vorbei am lustig geschmückten Schülerdenkmal, suchten wir den Schmelzwasserteich Bad Sachsas und bekamen den Weg vom Bürgermeister gewiesen, der eilig in Richtung Pädagogium unterwegs war, wohl um, wie wir vermuteten, dort eine stimmige Rede zu halten.


Am Wasser ging es vorbei, jedoch versäumten wir es am Erwachsenen-Spielplatz die “Hinweg”-Abzweigung der Wanderweg-Route 2 zu nehmen und liefen stattdessen schnurstracks zum Endpunkt der Wanderung, ohne die eigentliche Runde gedreht zu haben. Dadurch versäumten wir leider, die Überreste der Freilichtbühne zu sehen, die zumindest mich interessiert hätte, vermute ich dort schließlich Anknüpfungspunkte zur Thingplatz-Bewegung des vorigen Jahrhunderts.
Bedingt durch unsere falsche Wegentscheidung muss der Wahrheitsgehalt meiner historischen Vermutung vorerst ungelöst bleiben, stattdessen beschäftigten sich meine Mitwanderinnen mit ganz anderen Rätseln. Märchenfragen bezüglich der Volksmärchen waren nämlich in kurzen Abständen an die Bäume gepinnt worden und animierten so zum fröhlichen Rätselraten. Mit Leichtigkeit und viel Lachen erreichten wir so den Märchengrund. Das ist der älteste Märchenpark in Deutschland, der schon 1911 gegründet wurde und der bei mir mit seinen Märchenbildern aus den 70er Jahren Kindheitserinnerungen aufkommen ließ, derweil meine Begleiterinnen auf der Bank pausierten.



Nach einem unschönen, weil anstrengenden, Abstecher steil bergauf und wieder hinab, vorbei am Falkenhof, traten wir unsere Rückwanderung zum Bahnhof an, der außerhalb von Bad Sachsa liegt. Diesmal nahmen wir nicht den schönen Wanderweg durch die Natur, sondern gingen an der Straße entlang.
Die weitere Rückreise gestaltete sich unspektakulär, was bei uns nicht immer der Fall ist, siehe auch hier. Rückblickend hat uns der Aufenthalt in Bad Sachsa sehr gut gefallen und wir kommen gerne wieder.
Wer die Wanderungen nachwandern möchte, findet detaillierte Beschreibungen hier.