Nach drei Etappen, die mich durch innere und äußere Übergänge führten – von der Entscheidung zur Reise über enge Schlafkojen bis hin zur Begegnung mit Cromm Cruaich – komme ich nun endlich in Irland an.
Wer mag, kann hier die vorhergehenden Teile lesen:
Teil 1 – Eine Reise zwischen Anfang und Neubeginn
Teil 2 – Lange Wege, enge Kojen und erste Zeichen
Teil 3 – Cromm Cruaich, der Totengott
Mit der Fähre nach Irland
Erst einmal geht es aber vom kleinen Hafenstädtchen Pembroke in viereinhalbstündiger Fahrt mit „Irish Ferries “ hinüber nach Rosslare in Irland. Übernachten taten wir dann in Wexford. Dort erstaunten mich die Palmen, die, aufgrund des Golfstromes, nicht nur am Campingplatz Ferrybank Caravan & Campng Park, sondern auch in manchen Vorgarten angepflanzt werden.
Am Sonntag ging es von Wexford nach Jerpoint Abbey und von dort zur Mittagspause nach Kilkenny, dann zum Rock of Cashel. Die Übernachtung war dann im “Blarney Caravan and Camping Park” in der Nähe von Applegreen.
Ruinen von Jerpoint Abbey

Jerpoint Abbey ist ein ehemaliges Zisterzienserkloster, was im Country Kilkenny liegt. Beim Betreten der Überreste von Jerpoint Abbey fällt sofort die reiche Ornamentik in das Auge. Überall sind keltische Geflechte zu sehen, so daß ich anfange mir die Frage zu stellen, was sie bedeuten?
Einerseits könnten sie Schlangen symbolisieren, die in der keltischen Mythologie oft als Hüter der Weisheit und als Vermittler zwischen der Welt der Lebenden und der Anderswelt gelten. Andererseits erinnern die Linien auch an Ranken und Pflanzenmuster, was die enge Verbindung der Kelten zur zyklischen Natur widerspiegeln würde. Ich selbst gehe davon aus, daß beide Annahmen richtig sind und daß die Steinmetze sich sowohl von Schlangen und drachenähnlichen Wesen als auch von der floralen Natur haben beeinflußen lassen. Sicherlich dienten die Ornamente auch, ganz profan, der Dekoration. Ich vermute jedoch, daß es sich bei ihnen auch um magische Schutzsymbole oder sogar um Träger von Zaubersprüchen handelt.
In der frühchristlichen Zeit könnten die Schlangenlinien zudem eine symbolische Verbindung zwischen keltischer Mythologoie und christlicher Ikonografie geschaffen haben. Sie wären dann eine Art von kulturelller Brücke, die die alte mit der neuen Glaubenswelt verknüpfte.


Kilkenny
Im dortigen Park, direkt vor dem Kilkenny Castle, gab es eine Veranstaltung in Erinnerung an den 1. Weltkrieg.



Kurz schaute ich den Feierlichkeiten zu, bevor ich dann zum kleinen Stadtkern schlenderte, wo ich mein erstes schottisches Mittagessen genoss. Es gab Shepherd‘s Pie und ein Smithwick-Bier.
Rock of Cashel
Über einer grünen Wiesenanlage erhebt sich der Rock of Cashel in der Grafschaft Tipperary. der mich an diesem ersten Tag in Irland am Nachhaltigsten beeindruckt hat. Er war sicherlich schon vor dem Bau der Kathedrale ein spiritueller Ort. Darauf deutet auch hin, daß der Berg, einer Legende nach, der Schlafplatz von Feen gewesen sein soll. St. Patrick, der legendärer irischer Heiliger, der den Iren das Christentum gebracht haben soll, taufte hier den König Aenghus im Jahre 450 n. Chr.
Der Rock of Cashel markierte für mich nicht nur einen Höhepunkt der Reise, sondern auch einen Moment der Sammlung – ein Innehalten zwischen den Wegen.
Doch Irland hielt noch mehr für mich bereit: andere Landschaften, neue Begegnungen – und Orte, an denen sich Geschichte, Mythos und Gegenwart auf seltsame Weise verdichteten.
Im nächsten Teil nehme ich Sie mit auf die Weiterreise.