Kollektivismus – das ist das, was passiert, wenn Menschen aufeinander treffen und dabei nicht anecken wollen, den Konsens suchen und dabei – im besten Wunsch, dass alle einen mögen – vollkommen konturlos werden, fast dazu neigen sich in der sozialen Matrix aufzulösen und in dieser Auflösung keinerlei Widerstand mehr leisten können: gegen ein Unrecht, das beständig von dem gut gemeinten Kollektiv befördert wird und dass sich darin solange selbst bestätigt, bis dessen Handlung zwanghaft und für das Individuum, dass sich ihm nicht anpasst, bösartig wird.
Der Kollektivismus ist die größte Gefahr, der wir ausgesetzt sind, weswegen jeder Mensch – der über den tierhaften Status herausgewachsen ist -, wenn er sich denn in ein solches gemeinschaftliche Feld bewegen muss (was in unserer Gesellschaft ja leider nicht zu vermeiden ist!), ständig die sozialen Abläufe rekapitulieren sollte, um nicht zum konsenstragenden Zombie einer Gemeinschaft zu werden, die sich vielleicht “das Gute” und “das Hehre” auf die Fahnen geschrieben hat, aber – von ihm selbst nicht bemerkt – schon längst totalitären und faschistischen Strukturen dient. Und so sollte man sich beständig die Frage stellen, ob das, was man tut, weil es die Anderen verlangen, wirklich der eigenen Überzeugung entspringt oder aber, ob wir es uns nur “schönreden”, um etwaige Probleme zu vermeiden? Vielleicht haben wir uns das eigenständige Denken sowieso schon abgewöhnt, einfach, weil es sich bequemer in der rosaroten Wolke des positiven Denkens lebt, als in der rüden Welt außerhalb der Konsens-Matrix? Irgendwann wird die von uns generierte Gedankenblase, die ständig größer wird, platzen. Das wissen wir. Doch das – dies ist die Hoffnung – wird später sein – irgendwann- und vielleicht werden wir selbst nicht mehr betroffen sein. Bis dahin jedoch lässt es sich angenehm leben – mit all den netten Ablenkungen, die die Gesellschaft so bietet und die denen zuteil werden, die nichts und niemanden in Frage stellen, die einfach mitmachen und im vorauseilendem Gehorsam ihre Bücklinge ableisten. Und wenn dann doch mal Zweifel erwachen – ganz still und leise – , sorgen die Medien mit ihrem Feuerwerk von bunten Unterhaltungsprogrammen dafür, uns darin beständig zu bestärken, dass wir auf der richtigen Seite stehen. “Nein, das kann kein Gefängnis sein, wenn der Käfig doch so schön luxuriös mit Playstation und Fußballspielen ausgestattet ist”, flüstern wir uns selbst mantraartig ein und kolorieren fleißig das Ausmalbuch für Erwachsene. Denn nur, wenn wir niemals bis zu den Gitterstäben unseres Lebens vorgestoßen sind, können wir selbstbewusst verkünden: Ich bin frei! Und all die anderen, die das Gegenteil behaupten, müssen – nach dieser Logik – Verschwörungsfanatiker sein, die uns mit ihrem negativen und dunklen Denken infizieren und vernichten wollen. “Ihre Meinungen müssen verboten werden! Das sind alles Nazis”, sagt der Biedermann und die Biederfrau. Und alle nicken eifrig.