Die Nornen sind die Schicksalsfrauen der germanischen Mythologie, die unterhalb der Weltenesche Yggdrasil sitzen und das Schicksal (Wyrd) der Menschen bestimmen.
Da dieses nicht immer positiv ausfällt, sehe ich hier durchaus Parallelen zum westafrikanischen Elegba, der die Wünsche der Menschen an die höchste Gottheit nicht immer zur Zufriedenheit der Bittsteller ausrichtet und über den ich in der Vergangenheit an dieser Stelle schon ausführlich berichtet habe.
Ähnlich wie bei ihm verhält es sich auch bei uns: Wer kennt schließlich nicht das bekannte Märchen von Dornröschen? Dort segnen zwölf Feen das neugeborene Mädchen; die dreizehnte Fee spricht aber einen bösen Fluch aus.
Der Ursprung für ein solches “märchenhaftes” Verhalten liegt in der germanischen Religion begründet. In der Snorra-Edda aus dem 13. Jahrhundert heißt es in Gylf 4: “Unter der Esche bei der Quelle, steht eine schöne Halle; aus diesem Saal kommen drei Mädchen, die so heißen: Urd, Verdandi, Skuld; diese Mädchen bestimmen das Leben der Menschen; wir nennen sie Nornen; aber es gibt mehr Nornen, die zu jedem Kind kommen, das geboren wird, um sein Leben zu bestimmen, und die sind von göttlicher Abstammung, andere aber aus dem Geschlecht der Alben, und die dritten aus dem Zwergenschlecht (….). Die guten Nornen aus gutem Geschlecht bestimmen gute Leben, aber die Menschen, denen Unglück zustößt, verdanken das den bösen Nornen.” (zitiert nach Simek, Rudolf: Lexikon der germanischen Mythologie. Stuttgart 2006, S. 306)
Die drei Nornen werden häufig als Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gedeutet, was auf die noch ältere Völuspá zurückgeht.
Meine getöpferte Norne, deren Bilder ich hier hineingestellt habe, ist eindeutig Urd.
Barbara G. Walker sieht in ihr die Mutter Erde verkörpert, was sicherlich auf meine Töpferart auch haptisch zutreffen mag, jedoch, da die Autorin Urd als “ursprüngliche, einzeln auftretende und älteste Norne” anspricht, entspricht dies eher einer verklärenden Wicca-Welt im Sinne von “die große Mutter und ihr Sohn” als der realen Quellenlage. (siehe: Walker, Barbara: Das geheime Wissen der Frauen. Frankfurt a. M. 1993, S. 797)
Schade.
Schön wäre es ja auf eine solche Urmutter zurückblicken zu können. Doch im Zeitalter der QUANTitäten erfreuen wir uns auch an einer Nornen-Trinität, die sich mit Hilfe von römisch-griechischen Vorstellungen, im Rheingebiet zu einem regelrechten gesamteuropäischen Matronenkult entwickelt hat. Zukunftsweisend: Wer will da noch am europäischen Staatenzusammenschluss zweifeln!