Unser Alltag in Deutschland ist ja für die meisten Menschen dadurch geprägt, dass wir uns damit abhetzen, die immer gleichen Wege zu gehen und die immer gleichen Arbeiten auszuführen, um uns dann mit allerlei Vergnügungen von diesem hektischen Allerlei abzulenken. Wir jagen Statussymbolen hinterher, um Menschen zu beeindrucken, die es in der Regel nicht interessiert und werden vielleicht süchtig nach „starken“ Erlebnissen, die das Gefühl der Sinnlosigkeit überdecken sollen.
Auf dem Ohlsdorfer Friedhof ist diese Lebensreise, die ich mir selbst beschaulicher und kontemplativer wünsche, für viele Menschen zum Ende gekommen und wenn wir Friedhöfe besuchen, dann immer auch, um uns mit unseren Ahnen zu verbinden und auch, um uns der eigenen Vergänglichkeit zu erinnern, um hernach in einem Alltag zurückzukehren, den man dann nicht mehr dem verbissenen Ernst wie zuvor zugesteht und so hernach den Pausen mehr Wertigkeit zugesteht, als den, was sich gut als tägliches Ticktack in Worte fassen lässt.
Es ist ein heißer Tag in Deutschland und somit vielleicht nicht der beste Zeitpunkt, um mit dem Regionalzug gen Hamburg aufzubrechen. Dort lockt, um einmal die Freunde der Superlativen anzusprechen, der größte Parkfriedhof der Welt. Alles werde ich hier also nicht begehen können. Macht nichts.

Ich starte den Rundgang beim Haupteingang, in dessen unmittelbarer Nähe sich ein Friedhofsmuseum befindet, was leider nur eingeschränkt geöffnet ist. Eine Broschüre hat mich vorab über grüne, rote und blaue Rundwege informiert, vor Ort ist leider von einer begleitenden Beschilderung nichts zu sehen. So lasse ich mich treiben und entdecke dabei die ein oder andere interessante Szenerie.

Zum Schluss, als die Füße müde sind, fährt mich der Bus 17O einmal über das Friedhofsgelände hin- und zurück. So wird deutlich wie groß der Friedhof ist.


