4. Oktober 2025

Auf den Spuren von Heinrich von Morungen

Da sah ich doch vor einigen Monaten ein günstiges Haus  im Internet. Eines meiner Lieblingsfreizeitbeschäftigungen ist es, den Immobilienmarkt zu durchstöbern und mir dann vorzustellen, wie sich ein alternatives Leben in der ein oder anderen Immobilien gestalten würde.   In diesem Fall fühlte ich mich nicht nur vom Foto des Hauses inspiriert, sondern auch vom Ortsnamen: Morungen.   Morungen:  Das Wort muss man sich wie ein geheimes Mantra laut aufsagen, langsam und dunkel. Der Vokallaut O in der ersten Silbe,  auch ganz lang gesprochen, kann  dann  in eine dunkle, neblige Moorlandschaften führen. Und ich sah mich mittendrin. Hier musste mein künstlerisches Exilort sein, fern ab von der lauten Großstadt und seinen globalisierten Verwerfungen. Aus der Zeit eben  gefallen: Kreis Sangerhausen, Sachsen Anhalt … Südharz, ganz in der Nähe des Kyffhäusers, den ich ja auch schon besucht hatte.  Auch Nebra, der Fundort der sagenumwobenen Himmelsscheibe ist nicht weit. Das Herz Deutschlands schlägt hier: langsam.

Nur einen Mausklick entfernt, verhieß mir dann Wikipedia in Morungen nicht nur eine altgermanische Sachsenschanze, sondern auch noch zwei Burgruinen und  zwei hermetisch abgeriegelte Schlösser des 19. Jahrhunderts. Darüber hinaus ist Morungen der Geburtsort von Heinrich von Morungen, was die Germanistin und deutsche Literaturliebhaberin in mir erfreute.

Und so trat ich dann letztens die Reise nach Morungen an.  Aus der Zeit gefallen war es dort; idyllisch wirkte es. Das ist ein Rückzugsort. Die Sachsenschanze erwanderte ich. Ohne GPS wäre sie jedoch nicht auffindbar gewesen, zu wild und  zugewachsen ist der Wald hier.

Die verblichene Gebietswanderkarte stammt wohl noch aus sozialistischen Zeiten:

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Idyllische Dorfansichten:

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Die Rosen des nahe gelegenes Rosariums in Sangerhausen, was ich auch noch besuchte,  erinnerten mich  schließlich an die Dornenhecke, die das Schloss von Dornröschen zuwachsen ließ. Und inmitten all der Rosen liegt die Schlafende und wartet schon lange nicht mehr auf den Prinzen, der sie wach küssen wird. Lieber nicht.

Kleiner akustischer Nachtrag: Neu interpretierter Minnesang von Heinrich von Morungen.

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