Mit diesem Beitrag setze ich meine Blogreihe über meine Irlandreise fort, die zugleich eine Reise durch eine Zeit des Umbruchs war.
In den vorherigen Teilen habe ich bereits von der langen Anfahrt, den ersten Eindrücken in England und meiner Begegnung mit Cromm Cruaich sowie vom beeindruckenden Rock of Cashel berichtet:
Teil 1 – Eine Reise zwischen Anfang und Neubeginn
Teil 2 – Lange Wege, enge Kojen und erste Zeichen
Teil 3 – Cromm Cruaich, der Totengott
Teil 4 - Endlich Irland – Von Wexford bis zum Rock of Cashel
Jetzt geht es weiter – vom urbanen, rauen Charme Corks über die fast entrückte Schönheit von Garnish Island bis hin zu den atemberaubenden Landschaften des Ring of Kerry.
Die Hafenstadt Cork
Cork besuchte ich am dritten Tag in Irland. Es handelt sich um eine typische Hafenstadt, deren abgeblättertes Ambiente gut mit dem irisch-düsteren Wetter harmonierte. Cork war im Jahre 2005 Europäische Kulturhauptstadt, wovon noch die futuristisch anmutenden Straßenbeleuchtungen Zeugnis abgeben.

The English Market
Es gibt eine hübsche viktorianische Markthalle: The English Market. Er wurde 1788 gegründet und ist damit einer der ältesten überdachten Märkte Europas.
Seine Architektur vereint funktionale Markthallenstruktur mit viktorianischen Elementen, die sich besonders in den dekorativen Arkaden und schmiedeeisernen Details zeigen. Die Gestaltung des Marktes spiegelt die Entwicklung der Einkaufsarchitektur wider – von offenen Handelsplätzen hin zu überdachten, spezialisierten Märkten, die sowohl Schutz als auch ein ästhetisches Einkaufserlebnis bieten.
Mehr als die Markthalle habe ich leider von Cork nicht gesehen. Im English Market kaufen wir für ein späteres Picknick an. Der Reiseleiter kündigte einen idyllischen Ort an und der Platz, zu dem uns der Bus hernach bringen sollte, war wirklich verwunschen schön.
St. Finbarr’s Oratory – Ein magischer Ort
Versteckt in der wildromantischen Landschaft West Corks liegt St. Finbar’s Oratory, ein bezaubernder kleiner Ort am Ufer des Gougane Barra Lake. Dieser abgeschiedene Fleck, umgeben von sanften Hügeln und alten Bäumen, strahlt eine besondere Ruhe aus – ein echter Kraftort, der zum Innehalten einlädt.
Leider regnete es, was für das Picknick nicht ganz optimal war. Der feine Regen verstärkte jedoch die mystische Atmosphäre.



Von Cromm Cruaich zu Manannán mac Lir:
Die Gärten auf Garnish Island
Nach einer kurzen Fährfahrt über die ruhigen Gewässer von Bantry Bay im Country Cork, bei der einige Robben zu beobachten sind, erreiche ich Garnish Island.
Dort gibt es einen wunderbaren Garten.
Die Geschichte von Illnacullin Gardens beginnt im frühen 20. Jahrhundert, als John Annan Bryce, ein schottischer Geschäftsmann, die damals karge Garnish Island mit der Vision kaufte, einen subtropischen Zufluchtsort zu schaffen. Mit Hilfe des renommierten Landschaftsgärtners Harold Peto machte sich Bryce daran, die raue Landschaft der Insel in ein üppiges, grünes Paradies zu verwandeln. Im Laufe der Jahre wurden die Gärten von späteren Eigentümern, darunter der Familie Murphy, liebevoll gepflegt und erweitert.
Der Garten ist bezaubernd schön und lohnt einen Besuch. Später erfuhr ich, daß an dem Tag, den ich auf der traumhaften Garteninsel verbrachte, meine Mama eingeäschert wurde. Es ist für mich eine tröstliche Vorstellung, sie nun in einer Art von Avalon zu wissen, wo jeglicher Schmerz unbekannt ist.
Manannán Mac Lir ist in der keltischen Mythologie der Herr der Anderswelt und Führer der Seelen ins Jenseits. Sein Reich liegt jenseits der Nebel, verborgen auf magischen Inseln, wo Zeit und Sterblichkeit keine Bedeutung haben.
Eine davon ist Emain Ablach, was Insel der Apfelbäume bedeutet. Der Name legt Assoziationen auf das spätere Avalon der Arthuslegenden nahe. Eine andere mythische Insel, die mit ihm verbunden ist, heißt Tir na nÓg. Auch hier gibt es weder Alter noch Tod. Es ist das Land der ewigen Jugend.
Ich sehe in Manannán Mac Lir einen Begleiter, ähnlich wie Anubis im ägyptischen Pantheon, der die Seelen auf ihrem Übergang zwischen den Welten begleitet. Wie Hermes Psychopompos oder Charon, der Fährmann des Hades, offenbart Manannán Mac Lir, daß, genauso wie die Geburt in die diesseitige Welt führt, der Tod eine Geburt in die Anderswelt ist. Es sind zwei Seiten eines Wandels, der sich auch im wunderschönen Garten von Garnish Island abbilden kann.
Zu Manannán Mac Lir habe ich noch keine eigene künstlerische Annäherung entwickelt, finde aber bedenkenswert, daß mir die KI hier auch das Bild eines Vogels generiert hat, was die gestaltwandlerische Qualität von Manannán Mac Lir betonen könnte.



“Ring of Kerry“
Auf dem Weg zum Fleming’s White Bridge Holiday Park in Killarney hielten wir an drei touristischen Höhepunkten des “Ring of Kerry” – einer 179 Kilometer langen Panoramastraße, die als eine der schönsten Irlands gilt. Doch anstatt die Landschaft in Ruhe auf mich wirken zu lassen, fühlte es sich eher wie ein schnelles Abhaken von Programmpunkten an. Molls Gap, Ladies’ View und der Torc Waterfall rauschten an uns vorbei – eindrucksvoll, gewiss, aber ohne die Muße, die solche Orte eigentlich verdienen. Am nächsten Tag setzten wir die Fahrt über den “Ring of Kerry” in entgegengesetzter Richtung fort.
Ausblick:
Die Reise geht weiter – und sie führt mich noch tiefer in die Geschichte und Mythologie der Grünen Insel. Im nächsten Teil geht es von den eindrucksvollen Panoramen des Ring of Kerry zu einem Ort, der wie ein steinernes Echo der Vergangenheit wirkt: dem Cahergal Stone Fort. Außerdem erwarten mich neue Begegnungen mit den keltischen Spuren Irlands und weitere Etappen auf meinem Weg durch dieses Land zwischen Geschichte, Mythos und persönlicher Wandlung.