5. Oktober 2025
Blick auf den großen Wasserfall am Aquädukt im Bergpark Wilhelmshöhe in Kassel: Das Wasser stürzt aus einer künstlichen Ruine inmitten üppiger Vegetation hinab, während der Titel „Wasser, Stein und Staunen – Ein Nachmittag im Bergpark Wilhelmshöhe“ dezent am unteren Bildrand eingeblendet ist.

Wasser, Stein und Staunen – Ein Nachmittag im Bergpark Wilhelmshöhe

Ein erneuter Besuch, ein neues Staunen – manchmal offenbart sich ein vertrauter Ort auf ganz neue Weise.

Ankunft über den Wolken – und unter dem Herkules

Diesmal war der Bergpark kein Ziel, das ich mir erwandert habe, sondern ein Anflug von oben: Mit dem Auto direkt zum Herkules, der thronend über Kassel wacht. Der Parkplatz dort ist mit 8,50 Euro eher königlich bepreist – aber was soll’s, ein bisschen Luxus darf manchmal sein.

Das Spiel von Wasser und Zeit

Pünktlich um 14:30 Uhr setzte sich die berühmte Wasserkunst in Gang. Ich ging los – hinunter durch das barocke Theaterspiel aus Kaskaden, Becken, Fontänen. Es war einer dieser Tage, an denen sich das Wetter nicht recht entscheiden will: zwischen Regenschleier und heiteren Momenten, zwischen Düsternis und Glanz. Und gerade das machte ihn perfekt.

Ein Wasserfall wie aus einer anderen Welt

Was mich besonders in Bann zog, war der große Wasserfall am künstlichen Aquädukt – eine Ruinenarchitektur, wie aus einem Traum von Piranesi. Kein echter Gebirgsbach, kein Natursturz, sondern ein inszeniertes Wunderwerk: gebaut, um zu erinnern, zu täuschen, zu bezaubern. Das Wasser fällt dort dramatisch in die Tiefe, fast 30 Meter – und der Blick in das fallende Weiß war wie ein Blick in etwas Uraltes.

Die Illusion einer alpinen Landschaft? Vielleicht. Aber eine gelungene – und in ihrer Künstlichkeit umso faszinierender.

Ein Ort, der ruft

Ich hätte lange dort länger verweilen können. Vielleicht sogar müssen. Vor dem Rauschen sitzen, die moosbewachsenen Figuren betrachten, den feuchten Nebel auf der Haut spüren – es war einer dieser seltenen Orte, an denen man spürt, wie Zeit nicht mehr linear verläuft.

Gemeinsam mit den übrigen Besuchern ging es schließlich weiter – der letzte Abschnitt führte hinab zum großen Wasserbecken, an dessen Ende sich die Fontäne wie ein Schlusspunkt in Szene setzte.

Danach ging es mit dem Bus Nummer 23, bequem und schnell, wieder zurück zum Parkplatz an den Herkules-Terrassen.

Es waren nur knapp zwei Stunden vergangen, aber ich hatte das Gefühl, eine kleine Reise gemacht zu haben.

Ein früherer Blick zurück

Wer sich für meinen Besuch zum Geburtstag des Herkules im Jahr 2017 interessiert, findet hier den damaligen Artikel:

Der Herkules feiert Geburtstag

Ob in barocken Sichtachsen oder auf den rauen Pfaden der Gegenwartskunst – Kassel zeigt sich immer wieder als ein Ort, an dem das Schöne und das Widerständige einander begegnen.

Meine Eindrücke von der letzten Documenta sind hier nachzulesen:

Jetzt war ich auch noch auf der Documenta Fifteen

Und immer wieder Kassel

Kassel ist ein Ort, der nachklingt – nicht nur durch den Wasserfall, der über das alte Aquädukt stürzt, sondern auch durch die Kunst, die in dieser Stadt immer wieder neue Fragen aufwirft.

Ob vor rauschendem Wasser oder stillen Bildern: Kassel überrascht, bewegt und bleibt in Erinnerung.

Hinweis: Die Wasserspiele finden jedes Jahr vom 1. Mai bis 3. Oktober mittwochs, sonntags und an Feiertagen statt. Der Ablauf beginnt um 14:30 Uhr am Herkules mit dem Start der Wasserkaskaden und führt über mehrere Stationen – darunter der Steinhöfer Wasserfall, die Teufelsbrücke und das Aquädukt – bis hin zur Großen Fontäne, die gegen 16:00 Uhr vor dem Schloss Wilhelmshöhe in den Himmel steigt.

Die gesamte Inszenierung dauert rund eineinhalb Stunden und lässt sich wunderbar zu Fuß begleiten. Wer möchte, kann anschließend mit dem Bus 23 bequem zum Ausgangspunkt zurückkehren.

Die Documenta, eine der weltweit bedeutendsten Ausstellungen für zeitgenössische Kunst, findet alle fünf Jahre in Kassel statt. Die letzte Ausgabe, die documenta fifteen, wurde vom 18. Juni bis 25. September 2022 vom indonesischen Künstlerkollektiv ruangrupa kuratiert. Die nächste Documenta, die documenta 16, ist vom 12. Juni bis 19. September 2027 geplant und wird von der US-amerikanischen Kuratorin Naomi Beckwith geleitet.

Gestaltete Natur – anderswo

Wer den Blick für gestaltete Natur schärfen möchte, dem sei auch ein Besuch im Schlossgarten von Kloster Haydau empfohlen. Dort findet sich – wenngleich in kleinerem Maßstab – eine ebenso durchdachte Verbindung von Natur, Architektur und Symbolik.

Hinter einem schlichten Springbrunnen am unteren Ende des Gartens verbirgt sich eine künstlich angelegte Felswand, über die Wasser herabfließt – eine intime Wasserszene, die im Geist barocker Gartengestaltung steht und entfernt an die großen Inszenierungen des Bergparks erinnert.

Meine Eindrücke aus Haydau finden sich hier:

Garten zwischen Epochen – Der Schlossgarten von Kloster Haydau

 

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