7. Mai 2024

Naked Lunch

Meine Filmkritik

Ein Meisterwerk: surreal, kafkaesk und verstörend. Als ob man als Zuschauer selbst einem Rausch durchlebt,  kann man bald nicht mehr unterscheiden, was Realität und was drogeninduzierte Vision des Protagonisten ist. Alles verschwimmt  zu einem kreativ-schöpferischen  Alptraum. Der Film „Naked Lunch“ zeigt auf, welche Gefahren damit verbunden sind, sich in die eigene Imagination zu begeben und sich dem Unterbewußtsein  nicht nur haltlos auszusetzen, sondern sich ihm sogar bedingungslos unterzuordnen, letztendlich also nicht mehr Herr im eigenen Haus zu. 

Worum es geht!

Der Film des Regisseurs David Cronenberg fängt damit an, daß Bill Lee, der Protagonist, in der dystopischen Landschaft von New York im Jahr 1953 darum kämpft, als Kammerjäger über die Runden zu kommen, während er sich gleichzeitig mit seinen Misserfolgen als Schriftsteller auseinandersetzt. Er greift zu Drogen als Fluchtmöglichkeit und dröhnt sich mit Insektengift zu, was ihn dazu veranlasst, seine eigene Frau Joan während des „Wilhelm Tell Spiels“, zu erschießen. Lee sucht Zuflucht in einem künstlichen Zufluchtsort namens Interzone und ist überzeugt, daß sein eigenes Unterbewußtsein  ihn in Form grotesker Kreaturen unerbittlich verfolgt. Seine treue Schreibmaschine verwandelt sich in ein Mammutinsekt und zwingt ihn, seine Erfahrungen für eine rätselhafte Organisation aufzuzeichnen. Während die Kreatur immer mehr Material verlangt, verfällt Lee immer mehr in einem Zustand der Ratlosigkeit und chaotischen Kreativität. So entsteht ein schriftstellerisches Meisterwerk: Naked Lunch.

Den Roman „Naked Lunch“ gibt es wirklich. Er wurde von William Seward Burrough geschrieben. Ich selbst habe ihn während meiner Schulzeit gelesen (jedoch nicht als Schullektüre). Er ist mir ähnlich verstörend in Erinnerung geblieben, wie es jetzt für mich Cronenbergs Film-Reminiszenz ist.

Der Teufelspakt als Voraussetzung für das künstlerische Schaffen?

Der Protagonist des Films, der fiktionale Burrough, ist offensichtlich einen Pakt mit dem Teufel eingegangen, hat dies aber – im Gegensatz zu Faust – noch nicht einmal wissentlich getan. Er hat sich stattdessen, wie in einem Sumpf, immer weiter  in Traum und Wahn hineinziehen lassen, bis er sich selbst darin verloren hat und nicht nur sein Selbst, sondern auch das seiner Frau, den zweifelhaften Werk geopfert hat. War es das wert?

Monster, sprechende Schreibmaschinen und künstliche Intelligenz

Wahrscheinlich auch aufgrund meiner Vorliebe für das Figurentheater hat mich dieser Film mit seinen monströsen Halbwesen fasziniert. Original-Filmbilder eine englischsprachige Kritik finden sich hier.

Ausgehend von den insektoiden Schreibmaschinen des Films, habe ich selbst ein wenig mit der künstlichen Intelligenz gespielt und u.a. folgende Bilder generiert.

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